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Das verlängerte Himmelfahrtswochenende 2012 zu Gast beim
Wiener Ruderverein Donauhort
                               

 

Für das verlängerte Wochenende über dem Himmelfahrtstag hatte sich der Ruderkamerad Jörg Piasek vom Friedrichshagener Ruderverein wieder etwas Besonderes ausgedacht.
Eine Schar auserwählter RudererInnen folgte seinem Aufruf zu einer Rudertour nach Wien mit ausreichend viel Zeit zum Bestaunen, Shoppen, Lustwandeln etc. in der Stadt. Dafür gab er zur Einstimmung im März ein Journal heraus. Ein jeder konnte sich von uns ohne das quälende Wälzen in teuren Reiseführern auf die Reise vorbereiten.
Pisis Reiseführer enthielt auch   u. a. Hinweise auf den Maler Gustav Klimt. Dieser hatte besonders in Wien seine Spuren hinterlassen. Aus Anlass seines 150. Geburtstages, den er in diesem Jahr feiern würde, stellt die Stadt Wien das gesamte Jahr unter dem Motto „Gustav Klimt und die Geburt der Moderne in Wien“ seine Werke aus. Unser Kulturexperte Dieter Hoger machte uns Kulturbanausen zuvor auf das von Klimt berühmteste Bild „Der Kuss“ aufmerksam und neugierig. Gegenwärtig beschäftigen sich allein zehn Ausstellungen in Wien mit dem Maler und seiner Zeit. Wir, die Kulturbanausen, vermuteten nun in jedem stattlichen Gebäude ein Werk von Gustav Klimt, denn es gibt in Wien etwa 800 zu besichtigen.
Wien war an der Schwelle vom 19. zum 20. Jahrhundert die fünftgrößte Stadt der Welt und der Mittelpunkt Europas. Damals war Wien ein Geburtsort der Moderne. Bildende Kunst, Literatur, Musik, Architektur und Wissenschaft erlebten einen Höhepunkt. Zu den herrschaftlichen Schlössern, Palais und imposanten Kirchen entstanden derzeit prachtvolle Jugendstilbauten. Im Nachhinein stellten wir fest, dass wir jeden Tag mehrmals ein Objekt der Moderne passierten. Otto Nussdorf entwarf das Nussdorfer Wehr am Donaukanal.

Der 1. Weltkrieg und der Zusammenbruch der Monarchie läutete dann das Ende der blühenden Architekturzeit ein. Unser Fahrtenleiter hatte für unsere Stadtausflüge mit dem öffentlichen Personennahverkehr in Wien die spezielle Wien-Karte beschafft. In Gruppen oder solo besichtigten wir das Belvedere, die Wiener Hofburg,   den Stephansdom, das Schloss Schönbrunn, das Hundertwasserhaus, das Burgtheater, das Parlamentsgebäude, das Rathaus, die Wiener Oper etc. Auch ein spezieller Stadtspaziergang, den wir später unternahmen, sollte uns beginnend von der Hofburg an den noch vielen erhaltenen großartigen Jugendstilgebäuden Wiens vorbeiführen. Neben den angepriesenen Kaffeehäusern gibt es aber noch etliche kulinarische Köstlichkeiten in flüssiger oder fester Form, die es unbedingt zu erkunden galt. So erfuhren wir bei unseren Ausflügen in die Umgebung, dass Wien die einzige Metropole weltweit ist, die innerhalb ihrer Stadtgrenzen nennenswerten Weinbau betreibt. 700 Hektar Wiener Weingärten – das prägt das Bild der Stadt und ihrer Genuss-Kultur. Das ließ uns neugierig werden, besonders auf den Wiener Heurigen. Den echten Wiener Heurigen, in dem ausschließlich nur „Wiener Wein“ ausgeschenkt wird, erkennt man am Föhrenbuschen und an einer Tafel mit dem Wort „Ausg’steckt“, das gleichzeitig anzeigt, das das Lokal geöffnet ist. Das Wort „Heuriger“ bezeichnet aber nicht nur das Lokal selbst, sondern auch den Wein vom aktuellen Jahrgang, der traditionell bis zum 11. November (Martini) so genannt werden darf.

Doch der Reihe nach:

Am Mittwoch, 16.05.2012, war die allgemeine Anreise vorgesehen. In verschiedenen Reisegruppen erreichten wir entweder per Auto oder Flieger Wien. Die Stadt empfing uns mit nasskaltem Wetter, nicht gerade sehr schön. Die Berliner Fliegergruppe, bestehend aus Jörg Piasek, Dieter Hoger, Ilka Skole und Siegfried Mantei, erreichte wie geplant vom Flughafen aus mit den Wiener Verkehrsmitteln S – ,U- und Straßenbahn das Bootshaus des Wiener Rudervereins (WRV) Donauhort in Nußdorf.

Dann passierte das einzige Malheur dieser Reise. Als wir die Straßenbahn verließen und uns auf dem Weg zum Bootshaus befanden, stellte Pisi fest, daß er seinen Rucksack mit allen wichtigen Papieren, Netbook etc. in der Straßenbahn liegen gelassen hatte. Wie von der Tarantel gestochen ließ er uns stehen und rannte sofort zur Straßenbahnendhaltestelle los. Auf dem Weg dahin kam ihm die gleiche Straßenbahn entgegen. Er hatte Glück. Beim Fahrer hatte ein Fahrgast den Rucksack abgeben und somit erhielt er ihn wieder. Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Glücklich kehrte er zu uns zurück.

Das Bootshaus des W.R.V. Donauhort liegt direkt an der Donau am Stromkilometer 1933,6 am Brigittenauer Sporn, also im Nordwesten der Stadt. Donauhort ist der einzige Ruderverein in Wien, der unmittelbar am Strom liegt. Trotzdem ist das Stadtzentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln ganz leicht zu erreichen (5 Minuten Fußweg zur Straßenbahnlinie D mit Anbindung an das U-Bahn-Netz).

  Im Verein angekommen wurden wir vom Ruderkameraden Walter Grohmann schon erwartet und in die Räumlichkeiten des Bootshauses, Schlafraum, Wein- und Bierraum, Küche, Bootshalle etc. eingewiesen. Wir staunten nicht schlecht als wir in der Bootshalle die Boote liegen sahen. Der Bootspark besteht meist aus gedeckten sportlichen Skull- Gig-Booten der Fa. Schellenbacher (3er, 4er, 5er, 6er, 8er, je mit bzw. ohne Stm.).

Deutsche Heldensagen haben für die Namensgebung der Bootsflottille herhalten müssen. So führt das Flaggschiff des WRV Donauhort, der Doppelachter mit Steuermann den stolzen Namen „Siegfried“. Das freute den Berichterstatter natürlich besonders.

Nach dem wir uns in unserem Zimmer eingerichtet hatten, gelüstete uns nach einem guten Schluck Wein. Im Gemeinschaftsraum verkosteten wir die erste Flasche Weißwein aus dem Depot und vermerkten diese mit dem Strich Nr. 1 auf dem Zettel für die Kasse des Vertrauens. In Nußdorf, ca. 1000 m vom Bootshaus entfernt, konnten wir beim Supermarkt und beim nahe liegenden Bäcker für unsere Selbstverpflegung alles einkaufen was unser Herz begehrte.

Nach unserer Einkaufstour   trafen wir dann auch die Akener Ruderkameraden Uschi und Helmut Schultze, die gerade aus der angekommenen Straßenbahn ausstiegen. Im Bootshaus angekommen wurde spontan gemeinsam mit ihnen die Hausweinverkostung fortgesetzt.

Trotz des nicht sehr schönen Wetters mit Nieselregen und Kühle, beschlossen wir am späten Nachmittag noch eine kleine Erkundungstour durch Nußdorf in Richtung des Kahlenbergs zu machen.

Für den Abend hatten wir uns mit den anderen Ruderkameraden Andrea Siebert, Michael Jordans, Klaus Geppert und Anita Czerny in der Nußdorfer Gastwirtschaft „Brummbärli“ (diese wird nach Aussage von RK Grohmann auch von den Wiener RK sehr geschätzt) zur Begrüßungssitzung verabredet um alles Weitere bei gutem Essen zu besprechen. Vorsorglich hatte Pisi von Berlin aus Plätze reserviert.

Für die erste Rudertour war der Himmelfahrtstag vorgesehen. Doch es war weiterhin recht kühl und über die Donau fegte ein frischer Nordwestwind. Die Wiener Ruderkameradin Rike Poppe vom WRV riet uns deshalb von einer Ausfahrt ab und somit machten wir uns für die erste Citytour stadtfein. Zu unserer Enttäuschung hatte der Naschmarkt trotz der Verheißung „Täglich geöffnet“ komplett geschlossen. In Nähe des Karlsplatzes nahmen wir beim Chinesen einen guten Imbiss ein. Pflastermüde nach einer weiteren ausgiebigen Stadtrunde entdeckten wir nicht weit weg vom Stephansdom die urige Kneipe „Gasthaus Pöschl“. Verzaubert von einigen Bieren, Marillenschnäpsen und dem Charme der Kellnerin Sandra verließen wir das Lokal und trafen uns zu einer weiteren kollektiven Veranstaltung, zur „Dritten Mann“ - Tour.

Eine geführte Stadttour führte uns nach dem Kultfilm „Der dritte Mann“ in den Wiener Untergrund, den Abwasserkanälen, an den Schauplatz wo 1949 der Film mit Orson Wells gedreht wurde.

Spätabends in Nußdorf   angekommen erspähten wir ein heuriges Lokal und beschlossen bei Imbiss und reichlich Wein den Himmelfahrtstag.

Am Freitag sollte dann die erste Tagesausfahrt sein. Wir waren schon recht früh ~ 08:30 Uhr mit Rike vom WRV verabredet. Das Wetter war deutlich besser. Es schien die Sonne und aus Südost kam eine leichte Brise. Im 5er- „Fasold“ und 4er+ „Giselher“ ging unsere insgesamt 25 km Rudertour in Richtung City bis zur Schleuse Freudenau. In der Strommitte kamen wir bei guter Strömung hervorragend voran. Parallel zur Donauinsel ging es am linken Donauufer dann zurück. Der Südost hatte mittlerweile etwas zugelegt und verursachte entgegen der Strömung einige Wellen. Da am Steg des Rudervereins nur Platz für ein Boot vorhanden ist und auch hier die Strömung noch beachtlich ist, war Eile beim zeitversetzten Anlegen geboten, was uns sehr gut gelang.

Für das Nachmittagsprogramm hatte sich unser Fahrtendirektor eine Wanderung mit Kultur einfallen lassen. Mit dem Vorortbus fuhren wir von Nußdorf   nach Klosterneuburg. Nach der Führung im imposanten Chorherrenstift war eine abschließende Wanderung angesagt. Vom Stift Klosterneuburg führte uns der Weg durch Klosterneuburg, Wittling, dann über den Kahlenberg nach Nussdorf zurück. Unterwegs kamen wir an verschiedenen Buschenschanks vorbei, wo es uns zur Heurigenverkostung hineinzog. In Nußdorf wieder angekommen, wollten wir den Abend im Gasthaus „Renner“ gemütlich ausklingen lassen. Dem Personal drohte mit einem mal Arbeit und wir wurden sehr lange auf dem Trocknen gelassen. Enttäuscht verließen wir diese Wirtschaft. Hätten wir bloß den einweisenden Worten deutlicher zugehört. Kühlschrank und Getränkelager im Bootshaus sorgten aber für ein ausreichendes Wohlsein und ausgewogene Stimmung.

Am Samstag begleiteten uns bei unserer Rudertour insgesamt 6 Ruderkameraden vom WRV Donauhort. In gemischten Mannschaften fuhren wir im 4er+ „Giselher“, 4er- „Thor“, 6er- „Freya“ stromauf bis Tuttendörfl mit einem zusätzlichen Abstecher in den Kuchelauer Hafen. Es war noch wärmer als tags zuvor und der stetige Südostwind nahm abermals zu. Unser Steuermann vom WRV ließ uns stromauf parallel zur Donauinsel am linken Ufer fahren. Am Wehr des Donaukanals und damit nördlichen Ende der Donauinsel querten wir mit Unterstützung der Strömung zum gegenüberliegenden Ufer. Da der eine oder andere Kamerad unserer Rudergruppe etwas Erfahrungen mit dem Stromrudern mitbrachte, waren wir alle von diesen tückischen Buhnen und Klamotten beeindruckt. Oft hörten wir schon von weitem das Rauschen der Donau über die mitunter weit hinausragenden Buhnen. Der Wind hatte mittlerweile zugelegt und sorgte somit für teilweise Schaumkämme. In Höhe der Rollfähre Tuttendörfl drehten wir dann bei und kehrten zu unserem Ausgangspunkt zurück.

Nach dem Säubern und Ablegen der Boote hatten wir anschließend die Gelegenheit mit den Wiener Ruderkameraden zu plauschen. Gelassen nahmen unsere Gastgeber unser Geständnis, den Vorrat besonders an Wein arg dezimiert zu haben, zur Kenntnis. Alles nicht so tragisch und ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, so die Reaktionen der Wiener Ruderkameraden. Wir leben in einer Weinbaugegend. Die Beziehungen der Ruderkameraden zu Weinbauern müssen doch sehr ausgeprägt sein.

Nach dem alle Boote nach der Ruderausfahrt wieder in der Bootshalle an ihren Platz gebracht wurden, trafen wir uns auf dem Sattelplatz. Mit Dankesworten wurden die Flaggen des Friedrichshagener und des Richtershorner Rudervereins an den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins Ruderkamerad Alfred Kschwendt überreicht. Nun sind wir gespannt, ob die ausgesprochenen Einladungen für einen Gegenbesuch der Wiener Ruderkameraden umgesetzt werden. Uns wurde mitgeteilt, dass von den 100 Vereinsmitgliedern etwa 40 Leute aktiv sind. Und diese sind der Fahrtberichte in der Festschrift zum 140jährigen Vereinsjubiläum zufolge weltweit sehr aktiv. Wir müssen wohl mit einem Besuch rechnen! Als Dankeschön erhielten auch wir Flaggen des WRV Donauhort.

Am Nachmittag ließen wir uns wiederum von den vielen Touristen durch die City treiben. Der Nahverkehr lief zuverlässig und pünktlich. Überhaupt geht in Wien alles gemütlicher und freundlicher ab. Unsere gemeinsame Abschlusssitzung hielten wir im Gasthaus Pöschl ab. Pisi hatte bei Sandra vorsorglich für unsere 10-Mann-Gruppe einen großen Tisch bestellt. Hier war die letzte Gelegenheit, sich mit seiner Neuwasserrunde bei der Corona ehrlich zu machen.

Plötzlich war dann der Marillenbrand alle, schade. Einheitlich wurde dem Fahrtenleiter ein großes Dankeschön für die Organisation dieser Tour ausgesprochen. Vor der Wirtschaft nahmen wir Abschied, denn am Sonntag ging es in Reisegruppen heimwärts. Wegen des 20. Wiener Live-Balls am Rathausplatz wurde unsere Straßenbahnlinie dann auch noch umgeleitet, so dass wir auf Umwegen unser Bootshausquartier erreichten.

Die Fliegerreisegruppen Berlin und Aken hatten für Touren in die Umgebung bzw. City einen halben bzw. ganzen Sonntag zur Verfügung. Ilka, Dieter, Pisi und Siggi fuhren mit einem Bus über Land in den Wienerwald. Kultur sollte dennoch nicht zu kurz kommen. Wir besuchten die Lourdesgrotte in Maria Gugging. Von dort aus wanderten wir zum Museum Gugging in der Werke vom Wiener Künstler August Walla ausgestellt sind. Nach einem kurzen Ausstellungsbesuch ging es zu Fuß   weiter nach Kierling, wo wir im Kierlinger Hof   unser Mittagsmahl einnahmen. Wir konnten dort feststellen, dass einige Kilometer westlich der Metropole die Preise noch sehr freundlich sind und so genossen wir   die heimische Gerichte wie Blunzengröstl (gebratene Blutwurst), gebackener Palatschinken gefüllt mit Bärlauch, Kochschinken und Spargel sowie Tafelspitz mit Kren, Als Getränk wurde uns Gemischter Satz, auch ein Heuriger angeboten. Wir hatten absolut nichts zu bemängeln. Mit ausreichend Zeitreserve erreichten wir das Bootshaus des WRV um daraufhin in Richtung Flughafen Wien-Schwechat aufzubrechen. Tegel wurde bei guter Sicht pünktlich erreicht. Lange mussten wir auf unser Gepäck nicht warten. Ohne Mühe erreichten wir den Flughafenbus TXL. Viele zusätzliche Fahrgäste zwängten sich hinein. Der Busfahrer hatte deutlich Mühe für halbwegs geordnete Bedingungen vor der Abfahrt zu sorgen.
Es wurde rücksichtslos gedrängelt, genölt, lang anhaltend aufdringlich laut gequatscht.

Wir waren wieder in Berlin!

 

Bilder von Jörg, Klaus und Siggi

Lyrik und alles   zusammengefummelt von Siggi

 















































































































Pisi mit Rucksack












































Blick vom Weinberg auf Wien


vor der Schänke




unzählige Brummbärlis



Wir im Untergrund







Vor der Ausfahrt




Ausg`steckt is




















































Dankesworte und Flaggenübergabe



Eine der vielen Neuwasserlagen

















Airbus über dem Wannsee und der Havel