Junioren Weltmeisterschaft 2018 – Racice

Schon Tage vor dem alljährigen Sommertraininglager verfolgten wir gemeinsam die Junioren Weltmeisterschaft 2018 in Racice und das alles wegen einer Person: Moritz, dieser Moritz Wolff der als unser Freund und Anfänger, wie wir es einmal waren, mit uns Tag für Tag trainierte hatte es erneut zur Qualifikation der WM geschafft und nicht nur das, er schlug sich grandios und Rekord für Rekord kämpfte er sich stets im Kopf an Kopf Rennen mit dem Titelverteidiger Clark Dean aus den USA letztendlich ins Finale. Wie im letzten Jahr waren die Erwartungen groß und die Chancen auf einen Sieg waren ebenfalls groß. Jeden Tag verfolgten wir seine Rennen und besonders gespannt waren wir natürlich auf das große Finale, insbesondere weil wir es im Verein auf der Leinwand gemeinsam streamen wollten. Doch soweit sollte es nicht kommen.

Schon am ersten Tag des Trainingslagers rief Klaus alle Junioren zusammen und fragte und ob wir nicht Lust hätten mit ihm und Geisl in Begleitung nach Racice zu fahren und uns das Rennen live anzusehen. Selbstverständlich sollte auch die Riho-Flagge nicht fehlen, selbst wenn Moritz nun kein Mitglied unseres Vereins ist. Wir freuten uns riesig und die Aufregung auf Sonntag, den 12. August 2018, war groß und wir konnten es kaum erwarten. Das Finale der Junioren Einer sollte laut Startzeit 13:40 Uhr beginnen, daher fuhren wir recht früh los, holten den verletzten Geisl von zuhause ab und hatten eine ca. 2,5 stündige Fahrt vor uns.

Dort angekommen bemerkten wir, dass es sich als schwierig gestalten könnte einen Parkplatz nah an der Tribüne zu finden. Dank der Folie die unseren Bus schmückt und den englischen Worten: „ he has a broken leg, he has a broken leg“, kamen wir fast genau vor die Tribüne und durften dort den gesamten Tag parken. Natürlich war das Geisls Idee, da er einige Tage zuvor am Fußgelenk operiert wurde. Nachdem wir uns einige Leckereien und das Getränk für das Tschechien mehr oder weniger bekannt ist, kauften setzten wir uns alle, die Flagge schwenkend auf die Tribüne und das ewige Warten begann.

Wir verfolgten die Rennen aufmerksam und von Minute zu Minute wurden alle sichtlich aufgeregter. Genau vor uns waren Fans aus den Niederlanden die mit ihren orangenen Sonnenschirmen nicht nur jedem die Sicht versperrten, sondern auch Massen an Wespen anzogen. Nach einigen, natürlich sehr freundlich formulierten, Aufforderungen diese Sonnenschirme einzuklappen, hatten sie sich entschieden dies auch zu tun. Jetzt war es so weit und Moritz wurde aufgerufen und auf der Leinwand vor uns am Start eingeblendet. Alle erwarteten gespannt den Start und er erfolgte pünktlich um 13:40 Uhr.

Zuerst schob er sich Schlag für Schlag in den Vordergrund und er konzentrierte sich sichtlich diese langen 2000m genau in diesem Tempo durchzufahren, so wie man es von ihm gewohnt war. Nach 500m führte der Amerikaner, dahinter der Australier und dann kam Moritz doch er kämpfte sich immer weiter nach vorne und setzte einen eigentlich ungewöhnlichen Zwischenspurt bei 700m ein um sich nun endgültig an die Spitze zu befördern. Alle starrten konzentriert auf die Leinwand und dann bei Minute 2:34 bei ca. 750m trat ein Schockmoment ein. Er hatte einen Krebs gezogen und war gekentert, aufgrund seines Zwischenspurts, wie er im Nachhinein sagt. Er war sehr niedergeschlagen und wurde mit gesenktem Kopf an Land gefahren und wir waren immer noch sprachlos aber das ist Rudern: nicht nur Kraft und Ausdauer ist der Schlüssel, sondern vor allem die mentale Kraft eine so präzise Technik unter solchen Bedingungen, trotz nachgebendem Körper aufrecht zu halten.

Wir waren keineswegs enttäuscht oder ärgerten uns diesen langen Weg auf uns genommen zu haben, eher den Moritz wie wir ihn kennengelernt haben erkannten wir wieder. Nicht nur er selbst, sondern auch Titelverteidiger Clark Dean empfand es als schade, da Clark, wie er im Nachhinein sagte, in Moritz den stärksten Gegner sah, den es von Anfang an zu schlagen galt.

Julius, 03.09.2018