Herrenabschlußfahrt 2016
Rückblick:
Im Jahr 1967 war es, als einige junge Kerle (heute die „Alten“) beschlossen, jedes Jahr zum Jahresende eine Herrenabschlussfahrt durchzuführen. 50 Jahre durchhalten - das war das hehre Ziel. Man traf sich Samstagmittag (Samstagvormittag musste man damals noch arbeiten) und schruppte die 25 km zum Stammquartier nach Kallinchen um sich dort in geselliger Männerrunde ohne Anwesenheit von Frauen in Ruhe dem Genuss des Bieres und weiteren Köstlichkeiten hingeben zu können. Im Laufe der folgenden Jahre ruderte man dann bereits freitags los: Ankommen im Dunkeln, Eisbeinessen am Freitag, Fußball Alt gegen Jung am Samstag sowie Samstag Abend wandern nach Motzen zur Disco gehörten bald alljährlich zum Standardprogramm. Zwischenzeitliches Hausverbot in Kallinchen, mehrere Fahrtabbrüche wegen Eisgang, Bootsschäden verschiedenster Art und viele weitere Erlebnisse, über die hier an dieser Stelle der Mantel des Schweigens gedeckt werden soll, kennzeichneten diese Fahrt.
Nach der Wende 1989 wurden dann auch andere Fahrtziele ausprobiert (Gussow, Grünheide, Zernsdorf, Mirow usw.) - auch bei unseren Ruderfreunden in Stralsund waren wir, wobei aufgrund des Wetters dort kein Rudern möglich war.
2016
Und so stand in diesem Jahr die 50. Herrenabschlussfahrt an. Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern sollte es diesmal ein ganz besonderes Ziel sein. Und was liegt da näher als zur Quelle alles Edlen; zum Ursprungs dieses köstllichen Hopfengebräus zu fahren. Pilsen war also unser Ziel. Und um uns voll und ganz dem Biere widmen zu können, beschlossen wir dieses Mal einen Tag länger zu fahren und auf das Rudern ganz zu verzichten. Und so trafen sich dann frühmorgens am 10. November 15 Ruderrecken am Hauptbahnhof (bzw. Südkreuz). Frauen waren natürlich keine mit dabei und so konnte eine schöne Fahrt ihren Anfang nehmen. Gut vorbereitet hatten wir Brötchen und Hackepeter und mehrere kleine Fässchen mit Gerstensaft dabei. In Dresden hatte die Deutsche Bahn für uns eine kleine Abwechslung vorgesehen: Schienenersatzverkehr mit dem Bus nach Usti nad Labem.. So ein Bus ruckelt ganz schön, so dass nach kurzer Zeit das im Zug konsumierte Bier wieder in die Natur zurück wollte. Leider hatten wir nicht mit der Sturheit des im Bus anwesenden Schaffners gerechnet. Ein Zwischenstopp zwecks Blasenentleerung wurde kategorisch abgelehnt, desgleichen die Benutzung der im Bus befindlichen Toilette (leider abgeschlossen). Nur mit Mühe konnten wir Sven davon abhalten dem Schaffner ein vorzeitiges Ableben zu verschaffen. Die 2 h Aufenthalt in Usti nutzten wir mit der Einkehr in eine kleine Pinte um erstmals Pilsener Urquell zu uns zu nehmen. Mit Umsteigen in Prag gelangten wir dann am frühen Abend nach Pilsen. Nachdem wir Quartier in einer Pension mit angeschlossener Pizzeria bezogen hatten, zogen einige hart Gesottene noch in die Innenstadt um die Pilsener Bierbestände zu kosten, während einige andere mehr oder minder stark gezeichnet von der langen Zugfahrt ins Bett kuscheln gingen.
Am nächsten Tag (Freitag) hatte Geisl Kultur organisiert. Zuerst bei leichtem Regen Stadtbesichtigung zu Fuß mit Ziel Gaststätte Na Parkanu (nur hier und in der Brauerei gibt es naturtrübes Pilsener Urquell). Dort angekommen mussten wir feststellen, dass es auch an einem Freitagmittag im November gar nicht so einfach ist dort einen Platz zu bekommen - die Qualität des edlen Hopfengebäudes ist also tatsächlich nicht nur in Richtershorner bekannt. Nach ausgiebiger Stärkung und Anhebung des Flüssigkeitspegels stand dann die Besichtigung des Brauereimuseums auf dem Programm. Anschließend war dann das Highlight des Tages geplant - die Brauereibesichtigung. Wie so oft war die Corona nicht sonderlich motiviert - aber dem Gruppenzwang kann man natürlich nicht so einfach entgehen. Was in diesem Fall sicherlich auch niemand bereut hat. Die Brauereiführung (100 min) entpuppte sich als äußerst kurzweilige und hochinteressante Führung teils durch den neuen Teil der Brauerei, teils durch den alten Teil der Brauerei mit in die in die Erde gegrabenen uralten Gängen in denen riesige offene Holzfässer mit Bier lagern. Die Bierverkostung in den unterirdischen Gewölbegängen direkt aus dem Holzfass war dann der krönende Abschluss. Anschließend wollten wir eigentlich in einem zur Brauerei gehörenden Braukeller (550 Plätze) den Abend ausklingen lassen. Aber keine Chance: alles bestellt. Und auch in der Innenstadt versuchten wir es bei vielen Restaurationen vergeblich, die Stadt war voll - und das mitten im November. Letztlich haben wir dann aber mit viel Glück doch noch eine Lokalität gefunden und hier zu Abend gegessen und einige wenige Bierchen getrunken. 104 halbe Liter Bier und etliche Schnäpschen verteilt auf 15 Personen - wir waren in unserem Element.
Am nächsten Vormittag (Samstag) war durch Geisl eine Überraschung angekündigt. Vorher wurde durch die Corona ausgiebig getestet, ob man sich auch schon zum Frühstück frisch gezapftes Pilsner Urquell schmecken lassen kann. Eindeutiges Ergebnis: man (Mann) kann! 11:00 Uhr Abmarsch zur Überraschung, welche sich als Go-Kartbahn mit angeschlossenem Tresen herausstellte. Optimale Voraussetzungen für einen guten Start in einen weiteren erlebnisreichen Tag. Nach ein paar Runden auf der Bahn mussten wir dann feststellen, dass uns Detlef Berlin jahrelang belogen hat. Sein richtiger Nachname ist gar nicht Berlin sondern Vettel. Weder heftige Anstrengung noch unfaire Fahrweise konnte ihn ausbremsen und verhindern, dass er eine schnellste Runde nach der anderen fuhr.
Gut gelaunt begaben wir uns wieder in die Innenstadt, wo wir vorsorglich (na wo wohl) im Na Parkanu Plätze reserviert hatten um die dortigen Bestände an naturtrüben Pilsner Urquell zu dezimieren. Nachdem unsere Reservierungszeit abgelaufen war und die Nachfolger uns schon auf den Füßen standen mussten wir schweren Herzens diese vorzügliche Lokalität verlassen und uns für den Rest des Abends eine neue Destination suchen. Hier ging die Corona getrennte Wege und versuchte an verschiedenen Stellen in der Stadt das Austrocknen unserer geschundenen Körper zu verhindern. Es wurde berichtet, dass das allen ziemlich erfolgreich gelungen ist.
Und schon war sie fast vorbei, die 50. Herrenabschlußfahrt - der Tag unserer Heimfahrt (Sonntag) war gekommen. Mit dem Zug ging es von Pilsen zurück nach Berlin - 3 erlebnisreiche Tage gingen erfolgreich zu Ende – nicht jedoch bevor wir im Zug noch einmal frisch gezapftes Pilsner Urquell zu uns nehmen konnen.
Notiert (und zensiert) von Geisl